Wanderer erfahren auf ihrer Tour zahlreiche Infos über Unterlichtbuchet

Die Mitglieder der Waldvereinssektion Freyung haben schon an vielen Wanderungen im Bayerischen Wald und Böhmerwald teilgenommen. Erstmals aber hat ein sachkundiger Wanderführer bei einer Wanderung mit seinen Schilderungen ein zerstörtes Grenzdorf im Böhmerwald wieder aufleben lassen: Unterlichtbuchet (tschechisch: „Dolni Svetle Hory").

Hubert Gibis, geprüfter Wanderführer und ehemaliger Zöllner aus Mitterfirmiansreut, hat diese „geschichtliche Wanderung" organisiert und den Teilnehmern sein großes Wissen über das ehemalige deutsche Dorf vermittelt.

Beim Grenzübergang in Hinterfirmiansreut erhielten die 20 Teilnehmer einen Überblick über die Gründung und die Zerstörung dieses Dorfes. Entstanden ist das Dorf Unterlichtbuchet um 1760: Nachdem Fürst Schwarzenberg 1752 die Genehmigung zum Bau einiger Häuser erteilte, gründeten zunächst sechs Siedler, meistens. Inleute aus Andreasberg, das Dorf. Bald darauf wurde es zum „Dominikaldorf" erhoben und die Bauern konnten sich „Dominikal-bauern" nennen. Bis 1912 gehörte Unterlichtbuchet zur Gemeinde „Landstraßen", dann wurde es eine eigene Gemeinde. Bei Ende des 2. Weltkrieges bestand das Dorf aus rund 40 Häusern und hatte etwa 200 Einwohner. Diese wurden ein Jahr nach Kriegsende ausgewiesen und mussten ihre Heimat verlassen.

Die Häuser samt Vieh wurden ihnen weggenommen, ebenso Mobiliar und andere wertvolle Gegenstände. Mit 50 Kilo Gepäck mussten die Dorfbewohner Haus und Hof verlassen und wurden nach Westdeutschland verfrachtet, berichtete Gibis den interessierten Zuhörern. Dachten damals noch viele an eine mögliche Rückkehr, so wurden sie dieser Illusion endgültig beraubt, als die Tschechen in den Jahren 1955 und 1956 ihre Häuser sprengten und das Dorf dem Erdboden gleichmachten.

Wanderführer Gibis führte die Teilnehmer durch das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Unterlichtbuchet von der Grenze bei Hinterfirmiansreut bis hinauf nach Vorderscheureck. Hausrundstück für Hausgrundstück wurde besichtigt, meist erkannte man an den spärlichen Ruinen und den alten Obstbäumen, wo die Anwesen standen. Bei einigen Grundstücken gab es noch „Einstiegslöcher", man konnte in diese hineinkriechen und Reststücke der Keller- oder Stallgewölbe besichtigen. Von jedem der ehemaligen Hausbesitzer kannte der Wanderführer die Namen und die Berufe und wusste auch einiges über die Art und Größe des Anwesens zu erzählen.

So erfuhren die Wanderer zum Beispiel, wer die größten Bauern im Dorf waren, wie geschätzt das Gasthaus „Wohl" war und dass der „Rauchfangkehrer Wertl" (Rosenauer Adalbert) das Haus Nr. 27 errichtete, später an die Finanzbehörde vermietete und die tschechischen Soldaten das Gebäude nach dem 2. Weltkrieg noch einige Zeit als Kaserne nutzten. Auch wenn die Teilnehmer überwiegend schon zur sogenannten „Nachkriegsgeneration" gehörten, so waren sie doch interessiert und beeindruckt von den Schilderungen des Wanderführers. Gibis ließ mit seinen Erzählungen das untergegangene Dorf quasi wieder „aufleben".

Nach einer vierstündigen Wanderung kehrten die Teilnehmer zum Abschluss noch im „Gasthaus zur alten Schule" in Mitterfirmiansreut ein, wo in gemütlicher Runde weitere Gespräche geführt wurden und der 1. Vorsitzende sich' bei Gibis für seine interessante Wanderung bedankte und besonders seine fundierten Kenntnisse über das ehemalige Dorf Unterlichtbuchet hervorhob.

Passauer Neue Presse