Foto: Helmut Stampka

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3-Tages-Wanderung in Böhmisch Kanada

Sektion Freyung des Wald-Vereins auf den Spuren des Räubers Grasel

Das für viele noch wenig bekannte Wandergebiet Ceska Kanada im östlichen Tschechien war für eine 15-köpfige Gruppe der Sektion Freyung des Bayerischen Wald-Vereins Ziel einer 3-Tages-Tour. Ausgangspunkt war die südböhmische Stadt Jindrichuv Hradec mit ihren beeindruckenden Barock- und Renaissancefassaden am Marktplatz. Unter der Leitung der Wanderführerin Marita Schiller erkundeten die Wanderfreunde zwei der insgesamt 8 Etappen des Weitwanderweges.

Am 1. Tag legte man eine Gesamtstrecke von 15 km zurück. Man startete von Zvule auf gut markiertem Weg zunächst über Sandstraßen und Wiesen, wo man in der Ferne mit geübtem Auge eine Herde Mufflons erkennen konnte. Weiter ging es in den Wald zum ersten Etappenziel, dem „Dablova prdel (= Teufelsarsch). Von dort führte ein Lehrpfad rund um das Naturschutzgebiet vorbei an Teichkaskaden bis hin zum Havelova hora – dem Aussichtsturm U Jakuba, von dem man eine herrliche Rundumsicht genießen konnte. Nach kurzer Rast ging es weiter auf dem „Graselova stezka“, ein nach dem Räuber Grasel benannter Wanderweg durch die umliegenden Wälder. In Cesky Rudolec angekommen war ein Spaziergang zum neugotischen Schloss ein Muss, von dem man allerdings den einstigen „Tudor-Charme“ nur noch erahnen konnte.

Am 2. Tag startete man direkt am Rudolec Zamek, vorbei an der Brauerei, weiter auf der blauen Markierung und gleichzeitig entlang des Graselweges. Immer wieder luden versteckte Attraktionen im Wald zu kurzen Stopps ein, wie z. B. der geheimnisvolle Hundefriedhof, der Französische Stein oder die Säge bzw. Wassermühle in Penikov. In einen Felsen gemeißeltes „Schillerstein“ soll auf den gleichnamigen deutschen Dichter hinweisen, der sich in dieser Gegend zu seinem berühmten Drama „Die Räuber“ inspirieren hatte lassen. Unterwegs im Wald traf man auf Gesteinsobjekte, die namentlich auf den Räuber Grasel hinweisen: Badezimmer, Toilette, 3-Mann-Zimmer. Der Weg führte weiter nach Pfaffenschlag, ein Ort bedeutender archäologischer Ausgrabungen. Es ist ein verlassenes mittelalterliches Dorf, das während der Hussitenkriege niedergebrannt wurde. Ein Teil der Wandergruppe nahm das Angebot in Anspruch, die restliche Strecke von 5 km mit dem Bus zu fahren, um mehr Zeit für die Stadterkundung zu haben. Nach insgesamt 16 km erreichten die Wanderer das Tagesziel, das mährische Slavonice, wo man die Tour bei Kaffee, Kuchen und Eisbecher auf dem Renaissance-Marktplatz ausklingen ließ. Mit dem Bus ging es dann gemeinsam nach Hrad Landstejn, eine ursprünglich im romanischen Stil erbaute Burg, die immer wieder bei Besitzerwechsel dem Zeitgeist angepasst und modernisiert wurde. Die Burg gehört heute zu den wichtigsten romanischen Denkmälern Europas, kann ohne spezielle Führung besichtigt und sogar deren Turm bestiegen werden. Von dort oben bot sich den Wanderern eine wunderbare Aussicht, und man warf einen letzten Blick auf die waldreiche Region des „Böhmisch Kanada“.

Nach einem ausgiebigen Frühstück besichtigten die Waldvereinsmitglieder am 3. Tag in Jindrichuv Hradec zuerst das „Schloss Neuhaus“, so die dt. Übersetzung der Ortschaft, das seit 1995 Nationales Kulturdenkmal Tschechiens ist. Es umfasst 320 Zimmer und beinhaltet 7000 Kunstgegenstände. Absolut sehenswert sind sein Barockbrunnen und die Arkadenbögen des Innenhofs, der Kreuzgang mit antiken Skulpturen sowie der Schlosspark. Nach einer Stunde hieß es Kofferpacken und Weiterfahrt zum 3. Etappenziel, der Aussichtsturm auf dem Libin. Von Chroboly führte der Weg durch den Hochwald zunächst zum 1.010 m hohen Rohanovsky vrch, der anscheinend auch von Wölfen benutzt wird, denn unterwegs stieß man auf eine eindeutige Losung. Vorbei an Felsformationen mitten in Fichten- bzw. Mischwäldern erreichte man nach ca. 10 km den Aussichtsturm des Libin, ehemals „Rudolfsturm“, benannt nach dem Sohn Kaiser Franz Josefs. Auf der Plattform hatte die Wandergruppe eine wunderschöne Rundumsicht auf Prachatitz, Helfenburk, Temelin, Boubin und sogar bis nach Philippsreut. Nach einem letzten Gruppenfoto ging es mit dem Bus Richtung Freyung, jedoch nicht ohne Stopp in Lenora, wo man im Gasthaus Grobian die 3-Tages-Tour bei einer Mahlzeit ausklingen ließ. Dr. Peter Dillinger bedankte sich im Namen der Gruppe bei der Wanderführerin Marita Schiller für die gelungene Organisation und Durchführung sowie bei Stefan Sälzer für dessen kompetenten Sprachkenntnisse, die regelmäßig zum Einsatz kamen.

Bericht und Foto v. Marita Schiller